Meine Tochter und ich haben vor einiger Zeit eine Ballettaufführung zu einer Komposition von Beethoven gesehen. Die Tänzer, ein Mann und seine Ehefrau, waren fantastisch! Obwohl wir wussten, dass beide ihre Muskeln bis aufs Äußerste dehnten, haben ihre Bewegungen so einfach und graziös ausgesehen.
Im Interview nach der Aufführung haben das Ehepaar berichtet, dass sie beide 7 oder 8 Stunden am Tag üben müssen. Das hat mich nicht weiter verwundert. Je öfter wir bestimmte Bewegungen üben, desto einfacher werden sie.
Oft vergessen wir, dass, was im Sport als selbstverständlich angesehen wird, auch im täglichen Leben gilt.
Gewohnheiten müssen geübt werden.
Charlotte Mason sagte dazu:
“Im Sport sagen wir oft, dass wir trainieren wollen, aus der Übung sind, oder trainieren müssen. Dabei vergessen wir, dass dieses Prinzip auch im täglichen Leben gilt. Was wir immer wieder üben, fällt uns leicht. Was wir nicht geübt oder trainiert haben, fällt uns schwer. So wie das Klavierspiel täglich geübt werden muss, muss auch richtiges Handeln immer wieder wiederholt werden.” (4. Band, Buch I, Seite 208)
Der erste Schritt eine neue Gewohnheit zu erlernen, ist diese immer wieder zu wiederholen. Unser Gehirn legt für jede gefestigte Gewohnheit eine Nervenbahn an. Wenn wir eine Handlung oft genug wiederholen, können wir diese bald ohne weiteres Nachdenken ausführen.
Sowie man das Volleyball-Spiel durch häufiges Üben wie im Traum beherrschen kann, können Gewohnheiten, wie Gehorsam und Gefälligkeiten - wie das Offenhalten von Türen - in Fleisch und Blut übergehen. Übung macht dabei den Meister.
Wähle eine Gewohnheit, die du als Familie einstudieren möchtest und gib den Kindern die Möglichkeit, diese Gewohnheit innerhalb von 6 bis 8 Wochen sooft wie möglich zu üben. Durch beständiges Üben wird der Erfolg bald sichtbar werden.
“Jedes Mal, wenn wir eine Handlung ausüben, trägt diese zur Gewohnheitsbildung bei. Wenn wir eine einzige Handlung 100 Mal praktiziert haben, ohne eine Gelegenheit zu verpassen, ist diese in Fleisch und Blut übergangen.” (4. Band, Buch I, Seiten 208, 209)